30. Juni
Ich hatte noch nie ein Brautpaar, welches demnächst den kirchlichen Dienst auch beruflich antreten würde, also an diesem Tag erleben wir die kirchliche Trauung und bald gehen beide als Pfarrer und Pfarrerin innerhalb der evangelischen Kirche ihrer Berufung nach.
Es wurde wirklich heiß an diesem Tag, bis zu 29 Grad, fast ohne Wolken und da war die Kirche hinter dem südlichen Ende Berlins eine ganz wundervolle Abkühlung für alle fast 100 Gäste. Die Trauung ging gute 75 Minuten und natürlich ist es so, dass der Körper etwas herunterkühlt, wenn man nicht die ganze Zeit wie der Fotograf arbeitet und in Bewegung ist.
Die Zeremonie klingt langsam aus, die Flügeltüren der Kirche öffnen sich, die Augen kneifen, die Sonne brennt. Von Kühl auf Heiß! Und da ist dieses Schauspiel, mit welchem keiner gerechnet hat. Im Dorf hatte sich tüchtig herumgesprochen, dass dieses junge Brautpaar vielleicht doch womöglich hier bei uns in unserer Dorfkirche den Dienst antreten könnte. Das halbe Dorf hatte sich bereiterklärt, als Überraschung und als sogenanntes Bewerbungsverfahren auf die vakante Stelle hier im Dorf, eine Olympiade aller erdenklichen Hochzeitsspiele aufzufahren. Es grenzte teilweise an einen Parcours, welcher nicht zu Ende gehen wollte.
Die beiden arbeiteten sich tapfer von Station zu Station, der Zeitplan geriet tüchtig in Verzug.
In aller Liebe wurde schließlich heimlich der Pfad abgekürzt.
Statt des geplanten Brautpaarshootings fuhren wir in die Location und es gab eine ganz ruhige Verarbeitungsphase. Allerdings auch eine Zeit mit ganz viel Raum, zu zweit das auch mal irgendwie geniessen zu können. Nicht nur von Punkt Zeremonie zu Punkt Feier zu rennen. Den angedachten Tagesablauf abzugeben, abzuhacken und der Familie und Freunden das Organisatorische zu überlassen.
Letztendlich ist es schon besser einen Ablaufplan zu haben, jedoch noch besser ist es, an diesem Tag Menschen an der Seite zu haben, welche einem so gut wie alles abnehmen können um diesen Hochzeitstag auch geniessen zu können. Auch bei ungeplanten Überraschungen oder gar einer Olympiade und habt keine Angst vor Zeiträumen wie „Aufhalterei“.